Er ist ein Abenteurer – 12 Jahre alt – und auf dem kleinen Bauernhof seiner Tante Brunhilde immer auf Achse. Immer auf der Jagd. Instinkt. Angeboren!
Er besitzt auch ein Kleinkalibergewehr, das er eigentlich noch nicht haben darf, und so trifft es sich eines Tages, dass Klein-Siegfried in seinem Jagdeifer auf eine Taube schießt, die auf einem Weidepfahl in der Sonne sitzt. Er trifft sie aber nicht!
Und nun erzählt er aus seinen Erinnerungen Folgendes: „Hinter der kleinen Weide lag der Nachbarshof meiner Tante Brunhilde. In der Scheune des Bauernhofes knieten drei Frauen auf dem Boden, um Kartoffeln zu sortieren: klein – mittel – groß. Plötzlich knallt ein Schuß! Helle Aufregung!
Ich lief zurück ins Haus und versteckte mein kleines Gewehr erst einmal unter dem Bett. Mein Blick aus dem Fenster sagte mir: jetzt droht Unheil! Denn auf dem Fahrrad sah ich Bauer Bille vom Nachbarshof, der eilig auf den Hof meiner Tante zufuhr. Schon von weitem schrie er: „ Wecker häv‘ hier schooten?“ Zwischenzeitlich stand ich schon in der Eingangstür und fragte ihn ganz cool: „ Wat is dann?“
„Verdammt nochmal! Mi hätt‘ se twass (quer) do die Scheuern (Scheune) schooten und die olle Zinkwann‘ (Zinkbadewanne) is och durchlöchert!“ Erklärte er außer Atem. „Gott sei Dank!“, dachte ich, den Frauen war also nichts passiert!
Siegfried Mußmann, Berlin (verstorben 2014)
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